“THE BLACK RIDER” – HOMMAGE AN EINEN TRUNKENEN (MÖRDER)

Tom Waits & William S. Burroughs & Robert Wilson & Wolfgang Wiens & Greg Cohen

Gelsenkirchen – Musiktheater im Revier

Premiere … 19. September 2020

Musikalische Leitung … Heribert Feckler

Regie … Astrid Griesbach

Regieassistenz … Kristina Franz

Dramaturgie … Olaf Roth

Bühne … Lisette Schürer

Bühnenbildassistenz … Julieth Villada

Kostüme&Puppen … Atif Mohammed Nour Hussein

Kostümdirektion … Karin Gottschalk

Gewandmeisterin (D) … Heike Nothers

Gewandmeister (D) … Christopher Brügel

Gewandmeister (H) … Andreas Meyer

Kostümassistenz … Linda Marlene Diehl

Masken … Saliha Hussein

Maske … Ann-Katrien Mai&Svenja Rhode&Claudia Kamp

Licht … Patrick Fuchs

Sound … Jörg Debbert

Requisite … Thorsten Böning

Kätchen … Annika Firley
Wilhelm … Sebastian Schiller
Kuno … Joachim G. Maaß
Anne … Gloria Iberl-Thieme
Stelzfuß&Robert … Daniel Jeroma
Bertram … Merten Schröter
Devils Gang Member … Seth Tietze
Devils Gang Member … Marharyta Pshenitsyna

*Klarinette, Basklarinette … Maximilian Breinich/ Claudia Sauter

*Fagott, Kontrafagott … Naoko Hamatsu/ David Schumacher

*Horn … Rodrigo Ortiz Serrano/ Sietske van Wieren

*Posaune … Holger Hansen/ Felice Tramontana

*Marimbaphon … Alexander Bock/ Torsten Müller

Schlagzeug … Oliver Kerstan/ Jürgen Pfeifer

Banjo, Mandoline … Klaus Bittner

*Kontrabass … Benjamin Kraner/ Gunnar Polansky

*Viola … Andreas Kosinski/ Christian Otto

Keyboard, Klavier … Peter Kattermann/ Martín Sotelo

*Mitglieder der Neuen Philharmonie Westfalen

©Björn Hickmann

“the forgotten killer”

The work of William S. Burroughs, once dangerous, is in danger itself.

“When Burroughs died (in August 1997) at the age of 83, such disturbing life details were little remembered. He had been commercially morphed into the grand old man of American freedom, the last living beatnik widow, a “cool” face in a Nike ad, and a backround vocalist on Tom Waits and Laurie Anderson records.

In reality, however, Burroughs was a dangerous man, not only an actual killer but a theoretician of crime and resistance, someone who strove to forge the unspeakable into an artform. With his passing, the American literary world lost more than the thin, neatly dressed Beat icon that the mainstream obituaris; it lost the last of its revolutionary modernists.”

by Vince Passaro (1998)

Joan Vollmer … 1924 – 1951

The Black Rider is a story about making a pact with the Devil, about what people will do when they want something too badly. This tale has a long history in German folklore, and obvious connections with the archetypal ambition of Faustus. Whoever sells his soul to the Demon Hunter receives seven Bullets, which will not fail to hit their desired mark. If the bargainer finds another victim for the Devil, he will receive a fresh supply of magic bullets; if not, his own life is forfeit.

As Der Freischütz, the story first found literary form in the Gespensterbuch, a collection of uncanny tales written and collected by August Apel and Friedrich Laun (1810), which became a central text of German Romanticism. In this version, the heroine, Agathe, is shot by the marksman, who is thereafter confined to a lunatic asylum.

The German composer, Carl Maria von Weber, first considered an opera based on the story in 1811, and returned to the idea in 1817. His completed work was triumphantly premiered in Berlin in 1821. Weber largely follows the story as set forth in the Gespensterbuch, especially in the demon-infested conjuring scene of the stone circle in the Wolf’s Glen (Wolfsschlucht). In Weber’s version, however, devine intervention prevents Wilhelm fom killing his bride and the opera ends with an exorcism.

The remarkable British author, Thomas de Quincey, wrote a version of the tale called The Fatal Marksman, which was published in Tales and Romances of the Northern Nations in 1823. It is this version, with the tale told in the Gespensterbuch, that provides the source material for The Black Rider.

©Björn Hickmann

” …And when you’re done … you cock your gun … the blood will run … like ribbons in your hair …”

Offizieller Trailer – Musiktheater im Revier – Gelsenkirchen

Kritik – „The Black Rider. The casting of the magic bullets“

von Pia Soldan

Wenn der Teufel eine Puppe ist, wen oder was kann er dann noch lenken?

weiterlesen hier >>> https://www.fidena.de/publish/viewfull.cfm?objectid=af3829c1%5Fce27%5F3a67%5F4699d6871a4ca051

©Björn Hickmann … for all following pictures.

“Halle macht sich, Halle schmückt sich. Anlässlich ihres

Jürgen Otten (Opernwelt – Dezember 2006)

“Halle macht sich, Halle schmückt sich. Anlässlich ihres 1200 jährigen Bestehens scheut die Stadt an der Saale kaum Anstrengungen, um in den Blick der Öffentlichkeit zu gelangen, zumal in kultureller Hinsicht. Hochkarätige Ausstellungen hat es in diesem Jahr bereits gegeben, eine Einladung zum Berliner Theatertreffen für eine Inszenierung des „neuen theaters”, dazu jede

Menge Wirbel um die im Ort ansässige Bundeskulturstiftung. Zu diesem Zuwachs an Aufmerksamkeit passte, dass die beiden großen Klangkörper Halles, das Philharmonische Orchester und das Orchester der Oper Halle, fusionierten, um den Anschluss an die bundesdeutsche Spitze zu ermöglichen. Gleichsam als Startsignal lud die Oper Halle zu zwei kurz aufeinanderfolgenden Premieren. Den Auftakt machte Donizettis „Lucia di Lammermoor”, eine Produktion, der es sowohl musikalisch als auch szenisch an Leichtigkeit mangelte.”

Image

“Es folgte der Vorabend zum „Ring”, Wagners „Rheingold”. Und damit die Erkenntnis, dass es eindeutige Urteile nicht immer geben kann. Kann es sein, dass man hinterher irritiert ins Dunkel der Nacht schleicht und sich fragt, ob man soeben einem unvergesslichen theatralen Ereignis beiwohnte und zugleich dessen Scheitern miterleben musste? Die „Rheingold”-Produktion am Opernhaus Halle, annonciert als konzertante Aufführung mit „szenischer Realisierung”, gibt darauf eine Antwort: Es kann sein. Es kann sein, weil eine fantasiebegabte Inszenierung, die den vorliegenden Stoff auf wundersam ingeniöse Weise in die Hände nimmt und liebevoll daraus eine Geschichte strickt über Menschen und Götter und Götter und Menschen. Und weil diese Inszenierung begleitet wird von einem veritablen Missverständnis hinsichtlich des vorliegenden musikalischen Materials.

Kurzum: Was Atif Hussein, Chef des Hallenser Puppentheaters, unter Mithilfe der Bühnen-und Kostümbildnerin Petra Korink dem „Rheingold”-Personal an Konturen, an Charakter und vor allem an Lieblichkeit und Fragilität verleiht, das wird vom Orchester unter der Leitung von Siegfried Köhler (der für den erkrankten Hallenser GMD Klaus Weise eingesprungen ist) meist gleich wieder aufgerieben, zu Klangmasse verarbeitet. Auch die an den Bühnenrändern vorn in Konzertgarderobe postierten Gesangssolisten kämpfen sich mehr durch das Notendickicht, als dass sie mühelos hindurchschritten oder gar darüber hinwegflögen – ausgenommen Raimund Nolte als profunder Donner, Evgenia Grekova als flirrende Woglinde, Ulrike Schneider (Floßhilde), Gerd Vogel (Alberich) und Jürgen Trekel (Fafner).

Dabei ist Atif Husseins Ansatz mit einigem Recht genial zu nennen. Alberich, Freia und Mime werden von Puppen verkörpert. Alberich, der Gnom, Mime, der Zwerg, Freia das zwiefache Handelsobjekt (hier der Lust Fasolts, dort der Habgier Fafners und Wotans): Die Idee ist schlüssig, eben diese „Figuren” im Schachspiel zwischen der dekadenten Göttergemeinschaft und den beiden Riesen auch qua körperlicher Zuschreibung auf die ihnen gegebene Rolle zu fokussieren.

Es entstehen daraus während des gesamten Abends immer wieder Bilder von beklemmender und anrührender Lebhaftigkeit und Sinnlichkeit. Etwa wenn Alberich, der mit seinem blutroten Schädel an ein Alien aus einem Science Fiction-Film gemahnt, auf einer Schaukel wippt und die in flotten Partykleidchen gewandeten und mit Designer-Sonnenbrillen, Marke sechziger Jahre, sich vor ihm, dem hässlichen Wesen, schützenden Rheintöchter zu umgarnen sucht: Die Ironie dieses Augenblicks ist evident, der bitterböse Zwischenton unüberhörbar. Überdies wird eine neue mögliche Charakterdeutung des Nachtalben in die Diskussion geworfen: Ist nicht Alberich nur ein Jedermann, der teilhaben möchte am Spaß der Gesellschaft (hier: der Oberschicht)? Ein Wesen, das mit aller Macht um die Liebe fleht? Und, wenn das nicht geht, zumindest um Zuneigung? Oder wenigstens um Anerkennung? Und gilt nicht, im veränderten Maß, das Gleiche für Freia und für Mime?

Atif Hussein, der selbst „handgreiflich” wird, stellt diese Fragen sprichwörtlich in den einer Villenveranda inklusive Swimmingpool nachempfundenen Raum – mit seinen Figuren. Und er hat in den Puppenspielern Kerstin Daley, Ines Heinrich-Frank, Nils Dreschke, Lars Fank, Uwe Steinbach, Claudia Acker, Gundula Hoffmann und Sylvia Pendzik großartige Mitstreiter.

Fazit: Es gibt Abende, an denen man die Augen nur schließen muss, um zu genießen. Dieser Abend verlangt nach dem Gegenteil. Schaut auf diese Puppen!”

Das Rheingold

Das Rheingold

ERSTE SZENE
Woglinde, Wellgunde, Flosshilde, Alberich

Auf dem Grunde des Rheines.

Grünliche Dämmerung, nach oben zu lichter, nach unten zu dunkler. Die Höhe ist von wogendem Gewässer erfüllt, das rastlos von rechts nach links zu strömt. Nach der Tiefe zu lösen die Fluten sich in einen immer feineren feuchten Nebel auf, so dass der Raum in Manneshöhe vom Boden auf gänzlich frei vom Wasser zu sein scheint, welches wie in Wolkenzügen über den nächtlichen Grund dahinfliesst. Überall ragen schroffe Felsenriffe aus der Tiefe auf und grenzen den Raum der Bühne ab; der ganze Boden ist in ein wildes Zackengewirr zerspalten, so dass er nirgends vollkommen eben ist und nach allen Seiten hin in dichtester Finsternis tiefere Schlüfte annehmen lässt.

Um ein Riff in der Mitte der Bühne, welches mit seiner schlanken Spitze bis in die dichtere, heller dämmernde Wasserflut hinaufragt, kreist in anmutig schwimmender Bewegung eine der Rheintöchter.

WOGLINDE
Weia! Waga! Woge, du Welle,
walle zur Wiege! Wagalaweia!
Wallala, weiala weia!

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Das Rheingold

Das Rheingold

ALBERICH:
Stör’ ich eu’r Spiel,
wenn staunend ich still hier steh’?
Tauchtet ihr nieder, mit euch tollte
und neckte der Niblung sich gern!

WOGLINDE:
Mit uns will er spielen?

WELLGUNDE:
Ist ihm das Spott?

ALBERICH:
Wie scheint im Schimmer ihr hell und schön!
Wie gern umschlänge der Schlanken eine mein Arm,
schlüpfte hold sie herab!

FLOSSHILDE:
Nun lach’ ich der Furcht: der Feind ist verliebt!