Mehr Mordsdramatik!

Im Londoner West End am St. Martins Theatre gibt es zum Ende jeder Vorstellung ein liebevolles Ritual. Ein Schauspieler tritt nach dem Applaus aus der Reihe an die Rampe und bittet das Publikum, das Geheimnis des Stückes nicht zu verraten und im Herzen nach Hause zu tragen. Ende der neunziger Jahre hatte ich die Gelegenheit dabei zu sein und folge dieser Bitte gern. Gegeben wurde Agatha Christies “Die Mausefalle”. Seit 1952 wird es (die Covid-Auszeit ausgenommen) ununterbrochen in London gespielt.

Verbrechen und Totschlag, vielverwendete Trope im Kanon der dramatischen Weltliteratur, meist als ultimative Zuspitzung menschlicher Konflikte. Mord als Taktik zum Erringen der Macht, als Rachefanal, aus purer Verzweiflung oder Fehlleitung.

Gute Krimis sind raffiniert, kompliziert und bieten ein endloses Arsenal komplexer Charaktere. Und Krimis kommen vielfältig daher: Thriller, Komödie, psychologisches Kammerspiel – und es muss nicht zwingend Tote geben. Dafür können wir auf dem Drahtseil über unseren eigenen Abgründen balancieren (oder es zumindest versuchen), können schamlos moralisieren oder über unsere eigene Erbärmlichkeit lachen und am Ende gibt es irritierenderweise oft etwas Tröstliches. Und es gibt sie aus allen geschlechterspezifischen und -unspezifischen Perspektiven erzählt, es gibt sie straight, es gibt sie queer, es gibt sie Schwarz und weiß, von gestern, heute, morgen.

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