Verführungen besonderer Art

Kolumne: Grand Guignol im Opernhaus – Über den Zauber von Umbesetzungen

Wenn am Theater oder in der Oper kurzfristig eine Rolle umbesetzt werden muss, ist das Seufzen im Publikum meist groß: Läuft gleich jemand mit dem Textbuch über die Bühne? Wird gar “von der Seite” eingesungen? Dabei erscheint vermeintlich Bekanntes oft in ganz neuem Licht, wenn Text und Handeln auseinanderfallen.

Eine Person, meist ein Mitglied der Theaterleitung, tritt unmittelbar vor Beginn der Vorstellung vors Publikum und kündigt eine spontane Umbesetzung an. Das Haus will die Vorstellung, mitunter gar die Premiere retten. Soweit bekannt.

Das Fiebern beginnt. Im Saal und auf der Bühne. Wird es gelingen oder wird es der totale Reinfall und lenkt die Ankündigung nicht von der eigentlich erprobten Inszenierung ab? Meistens funktioniert es. Oft fällt gar nicht auf, das da jemand* spontan eingesprungen ist. Professionalität und Talent sei gedankt. Tatsächlich habe ich mich schon ab und zu gefragt, ob es des anfänglichen Hinweises überhaupt bedurft hätte. Sicher es zeugt von Respekt für die Kolleg*innen und das Publikum. Es bleibt aber auch dieses latente, ungute Gefühl: Wozu sieben Wochen proben, zwanzig Vorstellungen spielen, wenn sich dann eine*r die ganze Chose mal eben so aus der Lamäng über Nacht in Kopf und Körper hämmert?

Es ist kompliziert, … weiter lesen auf nachtkritik.de

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